Kompressionsstrümpfe und Anziehhilfe
Kompressionsstrümpfe stellen eine wichtige Maßnahme im Rahmen der Thromboseprophylaxe dar. Oftmals wird der Begriff auch synonym zu Antithrombosestrümpfen verwendet, doch beide unterscheiden sich hinsichtlich des erzeugten Drucks. Der Druck der Antithrombosestrümpfe ist geringer als der der Wadenmuskulatur beim Gehen. Daher sind sie nur für bettlägerige Personen geeignet. Sie sind meist weiß und sollten sowohl am Tag als auch in der Nacht getragen werden. Der Druck des Kompressionsstrumpfes hingegen übt einen höheren Druck als die Wadenmuskulatur aus. Daher sind sie auch für mobile Personen geeignet. Meistens sind die Strümpfe braun und werden nur tagsüber getragen. Es gibt insgesamt vier unterschiedliche Kompressionsstrümpfe: I= leichte Kompression bis IV= extra starke Kompression.1
Woher bekomme ich die Kompressionsstrümpfe?
Mit der Verordnung des Arztes (s.u.) gehen Sie zu Ihrem Sanitätshaus, welches den Umfang Ihrer Beine misst. Entweder können Sie direkt die Strümpfe mitnehmen oder Sie müssen erst für Sie angefertigt werden. Da der richtige Sitz für die Wirkung entscheidend ist und Ihre Beine im Laufe des Tages anschwellen, sollten Sie möglichst direkt morgens zum Abmessen gehen.
Wie ziehe ich die Strümpfe richtig an?
Wenn Sie Ihre Strümpfe erhalten haben, sollten diese am besten noch im Bett bzw. direkt nach dem Aufstehen angezogen werden. Da die Strümpfe stark anliegen, erweist sich das Anziehen oft als sehr anstrengend. Am besten funktioniert es, wenn die Haut trocken ist und Sie Gummihandschuhe tragen. Greifen Sie in den Strumpf hinein, halten die Ferse fest und ziehen den Strumpf auf links. Nun können Sie mit dem Fuß hineinsteigen und den Strumpf das Bein hochziehen. Alternativ können Sie auch eine Anziehhilfe verwenden. Nutzen Sie Kompressionsstrümpfe mit offenem Zehenbereich, empfiehlt sich die Nutzung einer Gleitsocke. Die genaue Handhabung wird anhand der nachfolgenden Videos erklärt. Die Auswahl erfolgte, auf Grundlage der besten Erklärung. Das Vorgehen ist in der Regel bei anderen Herstellern identisch.
Anziehen ohne Hilfe
https://www.youtube.com/watch?v=V_dtvr1-TcY
Anziehen mit Gleitsocke
Anziehen mit Anziehhilfe
Ausziehen mit Anziehhilfe
Nach dem abendlichen Ausziehen sollten Sie die Beine gut eincremen, da die Strümpfe das Austrocknen der Haut begünstigen und es tagsüber zu Juckreiz kommen kann. Außerdem sollten Sie die Strümpfe täglich mit der Hand oder bei max. 30°C waschen. Daher sollten Sie sich gleich zwei Paare verordnen lassen. Nach etwa einem halben Jahr Tragezeit sollten die Strümpfe ausgetauscht werden.2
Verordnung
Kompressionsstrümpfe werden in der Produktgruppe 17 ausgeführt und dürfen pro Patient zweimal jährlich verordnet werden. Das Rezept sollte folgende Angaben enthalten:
- Diagnose
- Anzahl
- Kompressionsklasse
- Länge
- Art der Fußspitze
- Hilfsmittelnummer
- Besondere Vermerke (z.B. Maßanfertigung)
- In Feld 7 muss eine 7 eingetragen werden
Für den Arzt ist es wichtig, dass er die Verordnung auf einem separaten Rezept ausstellt, um zu vermeiden, dass sie dem Arzneimittelbudget zugeordnet werden. Denn eigentlich sind Hilfsmittel unabhängig von vereinbarten Budgets.3
Sollte Ihr Arzt die Verordnung auf Ihrem Arzneimittelrezept mit aufführen, ist er Ihnen für einen Hinweis sicher dankbar. Denn nicht alle Ärzte sind mit der Bürokratie vertraut.
Auch bei der Anziehhilfe muss eine 7 in Feld 7 eingetragen werden und Diagnose, Anzahl, Bezeichnung des Hilfsmittels sowie die Hilfsmittelnummer angegeben werden. Eine Verordnung ist bei folgenden Krankheitsbildern möglich, da sie das An-und Ausziehen ohne Hilfsmittel unmöglich machen:
- „hochgradig entzündliche oder erheblich verschleißende Gelenkerkrankungen
- Lähmungsbilder
- deformierende Erkrankungen im Handbereich
- Verletzungsfolgen im Handbereich
- Fehlbildungen
- weitgehende Wirbelsäulen-, Hüft- und / oder Kniegelenksversteifung
- Adipositas per magna“4
Die Zuzahlung beträgt 10% des Preises, jedoch min. 5 Euro und max. 10 Euro.
Quellen:
4medi GmbH & Co. KG [Hrsg.] (o.J.): Rezept Anziehhilfen. In 4 Schritten zum Rezept. Online verfügbar unter http://www.medi.de/arzt/kompression/verordnungswissen/rezept-anziehhilfen/, zuletzt geprüft am 30.08.2015.
2Melzer, M. (2015): Kompressionsstrümpfe: So gehen Sie richtig damit um. Hg. v. Wort & Bild Verlag Konradshöhe GmbH & Co. KG. Online verfügbar unter http://www.apotheken-umschau.de/Venen/Kompressionsstruempfe-So-gehen-Sie-richtig-damit-um-131765.html, zuletzt aktualisiert am 03.06.2015, zuletzt geprüft am 30.08.2015.
1Michalke, C. (2001): Pflegetheorie und -praxis. München [u.a.]: Urban & Fischer (Altenpflege konkret).
3o.A. (2010): Kompressionsstrümpfe korrekt rezeptieren. In: PPA Praxisteam professionell (Arztpraxis) (12), S. 1.
Neeltje meint
Interessant, dass der Arzt die Verordnung der Kompressionsstrümpfe auf einem separaten Rezept ausstellen sollte. Ich war gerade beim Arzt und habe welche verschrieben bekommen. Aber ich muss mal nachsehen, ob er das auch so gemacht hat. Ich habe große Hoffnung, dass die Strümpfe nun endlich meine Symptome ein wenig lindern.
Aria Weidmann meint
Ich habe von meinem Arzt Kompressionsstrümpfe verschrieben bekommen. Mir war gar nicht bewusst, dass ich am besten in ein Sanitätshaus gehe, denn hier werden die Beine direkt ausgemessen um die passenden Strümpfe zu ermitteln. Ich werde mich direkt mal im Sanitätshaus beraten lassen, vielen Dank für die Tipps.
Finja meint
Ich habe eine ähnliche Meinung zu Kompressionsstrümpfen. Danke für diesen Beitrag. Er hat mich in meiner Meinung unterstützt.