Stürze vermeiden (Sturzprophylaxe)
Mit einem höheren Lebensalter steigt allgemeinhin auch die Sturzgefahr. Ursächlich hierfür ist vor allem die Zunahme verschiedener Erkrankungen. So fällt im Durchschnitt jede dritte Person über 65 Jahren, ab dem 80. Lebensjahr sogar jeder Zweite, einmal im Jahr. Nicht selten erleiden die Betroffenen durch den Sturz Verletzungen, insbesondere Brüche im Hüftbereich. Diese gehen häufig mit einem Verlust der selbstständigen Lebensführung einher, weshalb die Vorbeugung besonders wichtig ist.1
Ursachen
- Erkrankungen des Bewegungsapparates
- Neurologische Erkrankungen (z.B. Lähmungen, Empfindungsstörungen)
- Sehstörungen
- Bewusstseinsstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Bestimmte Medikamente (z.B. beruhigende Medikamente)
- Ausscheidungsprobleme (z.B. Inkontinenz oder Durchfall)
- Sturzangst (s. Teufelskreis)
- Falsche Kleidung, insbesondere Schuhe (zu lange Hosen, Slipper)
- Falscher Gebrauch von Hilfsmitteln (z.B. nicht richtig angepasst)
- Umgebungsgefahren (z.B. Treppen, Unebenheiten, unzureichende Beleuchtung)2
Folgen eines Sturzes
Der Teufelskreis des Sturzes
Neben den bereits erwähnten körperlichen Verletzungen kommt es auch zu psychosozialen Folgen.
Ein großes Problem in dem Zusammenhang ist der sogenannte Teufelskreis. Nachdem eine Person das erste Mal gefallen ist, führt dies zur Verängstigung und Verunsicherung. Die betroffene Person versucht zukünftig Bewegung zu vermeiden, was zum Muskelabbau und Immobilität führt. Die Gefahr eines erneuten Sturzes steigt erheblich an.3
Aus diesem Teufelskreis resultieren oftmals sozialer Rückzug, Vereinsamung und das subjektive Empfinden eines schlechten Gesundheitszustandes.4
Was kann ich dagegen tun?
1. Verbesserung bzw. Erhalt der Motorik
- Gang und Balance
- Gehen auf der Ferse oder dem Ballen
- Treppensteigen
- Rückwärts-, Seitwärtslaufen
- Auf einem Bein stehen
- Muskelkraft
- Externe Gewichte tragen
- Therabandübungen
- Gelenkigkeit
- Stretching
- Yoga
- Ausdauer
- Walking
- Laufband
- Ergometer
- Aktivität allgemein
- Wandern
- Schwimmen
- Gartenarbeit
- Fahrradfahren
2. Hilfsmittel
- Korrekte Nutzung und Anpassung des Hilfsmittels
- Evtl. neue Hilfsmittel einsetzen (z.B. Brille, Hörgeräte, Hausnotruf, Hüftprotektoren, Toilettensitzerhöhung)5
3. Wohnraumanpassung
- Lichtschalter am Bett/Bewegungssensoren
- Stolperfallen beseitigen, z.B. lose Kabel, Teppichkanten etc.
- Blendendes Licht, z.B. durch Rollo verhindern
- Rutschfeste Matte in Badewanne und Dusche verwenden
- Haltegriffe befestigen, z.B. im Badezimmer
- Bewegungsfreiraum schaffen, z.B. Um- oder wegstellen von Möbeln
- Hängeschränke niedrig hängen, Fußbänke u.ä. entfernen
4. Kleidung
- Richtiges Schuhwerk
- Fester Sitz und gute Passform
- Rutschsichere Sohle (Achtung: bei schlurfendem Gang lieber gleitende Sohle!)
- Kleiner Absatz oder Keilsohle
- Nachts Antirutschsocken tragen6
- Keine weiten Ärmel, Gürtel oder Morgenmantel, da man leicht hängen bleiben kann (z.B. am Türgriff)
- Bequeme, gut sitzende und leicht zu öffnende Kleidung
Quellen:
4+5Balzer, K. et al. (2012): Sturzprophylaxe bei älteren Menschen in ihrer persönlichen Wohnumgebung. Hg. v. Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) (Health Technology Assessment,, 116).
2+6Kamphausen, U. (2008): Prophylaxen in der Pflege. Anregungen für kreatives Handeln. 4., überarb. und erw. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer (Pflege kompakt).
1+3Pierobon, A.; Funk, M. (2007): Sturzprävention bei älteren Menschen. Risiken – Folgen – Maßnahmen ; [inklusive DVD mit 25 Filmen]. Stuttgart: Thieme (Reihe Pflegepraxis).
Bild: Zimmermann, P. (06.11.2015), Bananenschale
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Emmi meint
Die Mutter einer Freundin meinte, dass die Leute das Sanitätshaus weniger oft besuchen würden, wenn sie nicht so leichtsinnig wären. Wenn Glatteis auf den Straßen ist und man der Meinung ist man müsste mit Pantoffeln raus, ist es kein Wunder, wenn die Leute fallen. Letztlich muss das aber jeder für sich entscheiden, schließlich sind sie alle alt genug.