Die verschiedenen Inkontinenzhilfsmittel
1. aufsaugende Produkte
a. geschlossene Systeme:
Inkontinenzslips
Diese Produkte erinnern in ihrer Machart tatsächlich stark an Babywindeln und werden genauso angelegt. Sie sind daher vom Namen her etwas irreführend. Der Vorteil ist, dass sie sehr saugstark sind, daher wäre der Einsatz z.B. für die Nacht gut geeignet. Allerdings ist der Tragekomfort meines Erachtens eher gering. Beim Anlegen der Inkontinenzvorlage ist unbedingt drauf zu achten, dass die Klebestreifen nicht auf der Haut aufliegen, da dies zu Hautverletzungen führen kann.
Pants
Diese Produkte werden wie ein normaler Slip angezogen.
Beide Produkte haben allerdings den enormen Nachteil, dass sie sehr dick sind und daher unter der Kleidung erkennbar sein können. Zudem spürt der Betroffene stark, dass er das Produkt trägt, was ein Unwohlsein, vor allem in der Öffentlichkeit, verstärken kann.
b. Offene Systeme
Tropfenfänger (auch Penishülle genannt)
Hierbei handelt es sich um eine kleine Tasche, die bei Männern mit tröpfchenweisem Urinverlust zum Einsatz kommt. Sie wird über den Penis gestülpt und mittels einer Netz- bzw. Fixierhose kombiniert, welche den sicheren Sitz gewährleistet.
Vorlagen
Hierunter werden Produkte verstanden, die in ihrer Machart eher der Monatsbinde gleichen. Sie sind allerdings viel größer und werden daher in Kombination mit einer Netz- bzw. Fixierhose getragen, wodurch die Einlage fixiert wird.
Um den richtigen Zeitpunkt des Wechsels zu erleichtern, besitzen die meisten Produkte einen sog. Nässeindikator, welcher anzeigt, wie vollgesogen die Einlage bereits ist.
Praxistip
Bettschutz→Um das Bett zu schonen, gibt es auch Bettschutzeinlagen, die entweder als Einweg- oder als Mehrwegprodukt angeboten werden. Legen Sie diese möglichst diagonal ins Bett, da Sie so die Auflagefläche vergrößern.
2. ableitende Systeme
Kondomurinal
Für Männer besteht die Möglichkeit der Anwendung eines Kondomurinals. Dabei wird das Urinal ähnlich eines Kondoms über den Penis gezogen und vorne mit einem Katheterbeutel verbunden. Allerdings bedarf es keines Legens eines richtigen Katheters durch die Harnröhre und der Intimbereich bleibt trocken.
Der Wechsel erfolgt alle 24 Stunden.5 In der Pflegepraxis kommen die Urinale nach eigenen Erfahrungen allerdings eher selten zum Einsatz, da das Tragegefühl als unangenehm beschrieben wird und sich das Urinal leicht abrollt. Es ist aber zumindest einen Versuch wert, da Erfahrungen immer subjektiv sind. Die Firma Coloplast zeigt auf dieser Seite in zwei Videos die Anwendung des Urinals sowie das richtige Anlegen des Beinbeutels. Weiterhin können Sie bei Interesse eine kostenlose Probe bestellen.
Externer Urinableiter
Dieses System ist für Frauen gedacht und von der Funktionsweise funktioniert das System wie das Kondomurinal, nur dass die Befestigung mittels zwei Klebeplatten an den Schamlippen erfolgt. Zu dieser Methode kann ich keine Erfahrungen weitergeben, da ich die Anwendung in der Praxis noch nie gesehen habe.6
Blasenverweilkatheter
Bei diesem Dauerkatheter wird ein Schlauch direkt in die Blase geschoben und auf der anderen Seite ein Beutel befestigt, der den Urin auffängt.
Zu unterscheiden sind Beinbeutel für mobile und Bettbeutel für bettlägerige Personen. Am Beutel befindet sich ein sog. Ablaufhahn, über den der Beutel entleert wird. Dies erfolgt entweder direkt über der Toilette oder bei bettlägerigen Personen in eine Urinflasche (sog. Ente).
Der Katheter wird alle 2 bis 6 Wochen auf Anordnung des Arztes durch eine Pflegefachkraft gewechselt. In manchen Fällen wird der Katheter über die Bauchdecke in die Blase verlegt. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Akzeptanz beim Betroffenen höher und die Infektionsgefahr geringer ist.
Außerdem kann ein Blasentraining durchgeführt werden, d.h. der Betroffene kann bei Bedarf weiterhin normal auf der Toilette Wasser lassen. Hierfür muss der Katheter allerdings vorher abgeklemmt werden. Der Wechsel dieser Katheterart erfolgt normalerweise in Intervallen von etwa 2 Monaten durch den Arzt.
Beachten Sie, dass die Versorgung mit einem Blasenverweilkatheter insbesondere bei dem Risiko einer Druckgeschwürentstehung problematisch sein kann, da es in den meisten Fällen zu einer Blasenentzündung kommt. Dies führt dazu, dass die Durchblutung in dem Bereich verstärkt wird, das Blut aber aus der Gesäß- und Steißregion abgezogen wird. Die dadurch eintretende verminderte Durchblutung erhöht die Gefahr eines Druckgeschwüres. 7
Intensive Beratung zum Thema Hilfsmittelversorgung erhalten Sie auch beim Serviceteam des Kontinenzzentrums unter der Telefonnummer: 089/125039465
Auf der nächsten Seite erfahren Sie mehr Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Formen der Urininkontinenz.
Schreibe einen Kommentar