Vorbereitung auf den MDK-Besuch
Das Wichtigste vorweg: Der Begutachter möchte Ihnen nichts Schlechtes und erledigt nur seinen Job. Haben Sie Verständnis dafür, dass er viele, auch sehr persönliche Auskünfte erbittet. Es geht immerhin um viel Geld, das die Solidargemeinschaft finanziert. Somit ist natürlich der Anspruch genau zu prüfen. Daher bleiben Sie auch immer bei der Wahrheit.
Wenn Sie etwas hinzufügen, wird ein erfahrener Gutachter dies vermutlich bemerken und Ihre zukünftigen Leistungsbewilligungen werden wahrscheinlich sehr skeptisch bewertet, selbst wenn der Anspruch zu einem späteren Zeitpunkt besteht.
Der Gutachter dokumentiert seine Eindrücke und übermittelt diese an die Pflegekasse. Diese entscheidet auf dieser Grundlage ob und wenn, welche Pflegestufe bewilligt wird. Das heißt, der MDK legt dies nicht fest und kann daher auch keine Prognose abgeben.
Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass das Ziel der Begutachtung darin besteht, ein möglichst realistisches Bild des vorliegenden Pflegealltages zu gewinnen. In dem Zusammenhang empfiehlt sich das Führen eines Pflegetagebuches.
Das Pflegetagebuch
Verständlicherweise sind Sie bei dem Besuch aufgeregt. Damit Sie keine relevanten Informationen vergessen zu erwähnen, dokumentieren Sie alle Pflegetätigkeiten und den jeweiligen Grad der Selbstständigkeit. Ein, an die neuen Rahmenbedingungen angepasstes Pflegetagebuch, werde ich Ihnen demnächst zu Verfügung stellen. Führen Sie das Protokoll für mindestens eine Woche, damit Sie keine Tätigkeiten vergessen, die nur einmal wöchentlich durchgeführt werden. Je länger Sie das Tagebuch führen, desto besser kann die Pflegesituation eingeschätzt werden. Vergessen Sie nicht, auch zusätzlich erschwerende Faktoren zu erwähnen, z.B. Aggressivität des Betroffenen oder ungünstiger Wohnraum (Treppen, wenig Platz etc.).
Praxistipps
- Merken Sie sich den Namen Ihres Gutachters und begrüßen Sie diesen entsprechend namentlich.
- Bieten Sie etwas zu trinken an.
- Händigen Sie dem Gutachter alle relevanten Unterlagen (Arztbriefe, Medikamentenliste etc.) in Kopie aus.
- Seien Sie auf Fragen und Tests vorbereitet, z. B.:
- Auf die Frage des Alters antworten, insbesondere demenziell erkrankte Personen mit dem Geburtsjahr, woraus abgeleitet wird, dass die Person zu sich orientiert ist. Das tatsächliche Alter können die meisten hingegen nicht angeben. Fragen Sie daher den Betroffenen danach.
- Kommt die pflegebedürftige Person der Aufforderung nach, die Hände hinter dem Kopf zu verschränken, schließen manche Gutachter daraus die vorhandene Fähigkeit sich selbst zu waschen, anzuziehen oder zu kämmen. Fordern Sie den Betroffenen lieber auf, die jeweilige Tätigkeit durchzuführen.1
- Manchmal kommt es auch vor, dass der Gutachter aus Versehen etwas fallen lässt, um zu schauen, ob der Betroffene es aufhebt.
Verständlicherweise möchten die meisten pflegebedürftigen Personen ihre Defizite nicht vor Fremden eingestehen. Es wird alle Kraft zusammengenommen, um den Anschein der Selbstständigkeit aufrechtzuerhalten. Dies ist natürlich in dem Zusammenhang absolut kontraproduktiv.
Sprechen Sie daher unbedingt vorher mit dem Betroffenen und erklären Sie ihm die Notwendigkeit. Aufgrund des vorhandenen Schamgefühls empfiehlt es sich auch, über Diagnosen und Defizite mit dem Gutachter unter vier Augen zu sprechen. Dadurch vermeiden Sie, dass der Betroffene sich vorgeführt und gedemütigt fühlt.
Wie haben Sie den Besuch des MDK´s empfunden? Teile Sie Ihre Erfahrungen mit mir in den Kommentaren.
Quelle:
1Klugkist, A. [Hrsg.] (2014): MDK: Kleine Tricks mit großer Wirkung. Online verfügbar unter http://www.pqsg.de/seiten/openpqsg/hintergrund-mdk-tricks.htm, zuletzt aktualisiert am 24.09.2014, zuletzt geprüft am 14.07.2015.
Bild: Peggy Zimmermann(28.08.2015), Türklopfer I
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