Pflegenaut

  • Start
  • Wissenswertes
    • Pflegewissenschaft (Studien)
    • das deutsche Gesundheitssystem
    • Pflege im Alltag
      • Zeit für mich
      • Alternative Pflegemaßnahmen
      • Hilfsmittel richtig anwenden
    • Leistungen
    • Recht
    • Betreuungs-/ Wohnformen
    • Lebensende
  • Formulare und Anträge
  • Hilfe vor Ort
  • Enzyklopädie
  • Poesie
  • Über mich
  • Kontakt
  • Projekt unterstützen

Wie kann ich meinen Angehörigen auch im Pflegeheim unterstützen?

Der Einzug ins Pflegeheim stellt nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seine Angehörigen eine große Umstellung dar. In den meisten Fällen betreuten diese die pflegebedürftige Person sehr zeitintensiv zu Hause. Durch den Umzug stehen Sie vor der Herausforderung, Ihre neue Rolle zu definieren.

Im extremsten Fall erfolgt ein Wechsel von vorheriger alleiniger Verantwortung hin zur vollständigen Abgabe dieser. Angehörige empfinden die Entscheidung eines Pflegeheimeinzuges oftmals als stark belastend und werden zusätzlich häufig sowohl von der Umwelt als auch von sich selbst mit Vorwürfen konfrontiert, dass sie die Person „abschieben“.

In diesem Zusammenhang bietet eine stärkere Involvierung von Angehörigen viele Vorteile. Zum einen lassen sich Schuldgefühle minimieren, da der Angehörige nach wie vor eine aktive Rolle spielt, der Bewohner erlebt eine höhere Lebensqualität, da seine Bezugsperson(en) in der Nähe sind und die Eingewöhnung dadurch erleichtert wird. Letztlich profitieren auch die Mitarbeiter, da sie eine Arbeitsentlastung und mehr Verständnis erfahren.1

Es ist aber bei Weitem nicht so, dass alle Angehörigen eine enge Einbeziehung wünschen. Eine Untersuchung des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik e.V. ergab, dass lediglich 11 % der Angehörigen sich wirklich aktiv an der Pflege beteiligen, wo hingegen fast 30 % nur selten zu Besuch kommen. Die aktivste Personengruppe sind meistens die Ehepartner. Der Großteil der Angehörigen besucht den Bewohner entweder regelmäßig oder konzentriert sich hauptsächlich auf organisatorische Angelegenheiten.Es handelt sich meistens um die Kinder, die in ihrem eigenen Privatleben stark eingebunden sind und daher gar nicht die Zeit für eine aktivere Rolle aufbringen können.

Die Zahlen zeigen auf, dass der vom Umfeld gewünschte „Vorzeigeangehörige“ eine Ausnahme darstellt und ein schlechtes Gewissen bezüglich eines geringeren Engagements unbegründet ist.2 Klassischerweise lassen sich fünf mögliche neue Rollen unterscheiden:

Besucher: An die Angehörigen werden keine Erwartungen gestellt.
Gehilfe: Das Pflegeheim erwartet von den Angehörigen Unterstützung bei der Versorgung.
Klient: Neben dem Bewohner haben auch die Angehörigen Bedürfnisse, auf die das Pflegeheim einzugehen hat.
Lernender: Das Pflegeheim vermittelt den Angehörigen Wissen, z.B. über Erkrankungen und Therapien.
Fürsprecher: Die Angehörigen selbst übernehmen eine Kontrollfunktion bezüglich der geleisteten Pflege des Personals.3

Praxistipps

Neben der Besorgung von Dingen des täglichen Lebens, z. B. Zahnpasta, Feuchttücher oder bestimmter Lebensmittel, wären folgende Aktivitäten denkbar:

  • Verbringen Sie gemeinsam Zeit. Führen Sie Gespräche, spielen Sie Gesellschaftsspiele oder gehen Sie spazieren.
  • Unterstützen Sie die Biografiearbeit des Personals. Vermutlich kennen Sie Ihren Angehörigen am besten und können eine individuelle Pflege am besten durch vermeintlich unwichtige Informationen fördern. Oft fällt erst zu diesem Zeitpunkt auf, was man eigentlich alles noch nicht über die nahestehende Person weiß, was wiederum Anlass für intensive Gespräche sein kann.
  • Kochen Sie (ggf. gemeinsam) in der Wohnküche das Lieblingsessen Ihres Angehörigen. Sprechen Sie Ihr Vorhaben vorher mit der Einrichtung ab.
  • Führen Sie Bewegungsübungen durch. Insbesondere bei bettlägerigen Personen ist dies eine sehr wichtige, aber aus Zeitmangel des Personals oft zu kurz kommende Maßnahme, um Gelenkversteifungen zu vermeiden. Näheres lesen Sie unter der Rubrik „vorbeugende Pflegemaßnahmen“. Bevor Sie die Übungen durchführen, sprechen Sie mit der Einrichtungs- oder Pflegedienstleitung und lassen Sie sich das entsprechende Vorgehen zeigen.
  • Übernehmen Sie pflegerische Aufgaben, wie z.B. den Kleidungswechsel oder seien Sie beim Anreichen des Essens behilflich (sofern keine Schluckbeschwerden o.ä. bestehen). Sprechen Sie die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten immer mit dem Pflegepersonal ab.
  • Bieten Sie an, bei der Organisation von Ausflügen oder Festen zu helfen.
  • Engagieren Sie sich im Heimbeirat.

Eine gute Einrichtung wird Ihre Eigeninitiative immer befürworten und, sofern möglich, unterstützen.

Wenn Sie sich in diesem Rahmen schon engagieren oder weitere Ideen und Anregungen haben, freue ich mich, wenn Sie mir diese in den Kommentaren mitteilen, damit ich sie in die Liste mit aufnehmen kann.

Haben Sie Verständnis

Oft kommt es vor, dass Pflegekräfte von Angehörigen sehr aggressiv oder frech kritisiert werden, wenn Fehler passiert sind. Versuchen Sie Verständnis für den Ablauf im Pflegeheim zu entwickeln. Fragen Sie die Pflegekräfte nach ihrem Empfinden und versuchen Sie, Kritik möglichst freundlich anzusprechen.

Die meisten Häuser und deren Personal möchten Ihrem Angehörigen ein schönes Zuhause bieten, doch die finanziellen Rahmenbedingungen führen unweigerlich zu personellen Engpässen und Stress. Zudem passieren Fehler, wenn Menschen mit Menschen arbeiten. Und so wie Sie versuchen, Verständnis für die Pflege aufzubringen, verstehen die meisten Häuser auch, dass die finanzielle Belastung, die Sie aufbringen, sehr hoch ist und dadurch gewisse Erwartungen zu Recht vorhanden sind.


Quellen:
2Engels, D. u. Pfeuffer, F. (2007):
Die Einbeziehung von Angehörigen und Freiwilligen in die Pflege und Betreuung in Einrichtungen. Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik e.V. Köln.
1+3Gsottschneider, A. et al. (2006): Integration von Angehörigen in Seniorenheime. In: Zeitschrift für Gerontopsychologie & -psychiatrie 19 (3), S. 161–177.

Verfasst von Peggy Zimmermann am 11. Juli 2015. Geändert am 8. März 2021

Alle Informationen bequem via Mail?

Kein Problem! Einfach in den Newsletter eintragen!

Kommentare

  1. Mia meint

    27. Februar 2018 um 11:54

    Danke für den sozialen Beitrag. In der heutigen meist beruflich stark angespannten Zeit, fällt es wohl den Wenigsten leicht einmal die Perspektive zu wechseln. Ich finde es prima solche helfenden Artikel aus dem Altenheim zu lesen.

    Antworten
    • Peggy Zimmermann meint

      26. März 2018 um 19:09

      Vielen Dank für das nette Feedback. Falls Sie vielleicht noch weitere Anregungen habe, lassen Sie es mich gerne wissen. Ich würde die Liste gerne erweitern. Liebe Grüße

      Antworten
  2. Frederico meint

    15. Oktober 2018 um 13:12

    Bewegungsüberungen sind mit Angehörigen leichter. Man kennt sich, hat keine Abwehrhaltung gegenüber dem anderen. Die Mutter einer Kollegin ist derzeit im Pflegeheim.

    Antworten
    • Peggy Zimmermann meint

      16. Oktober 2018 um 18:18

      Da haben Sie völlig recht. Ich muss direkt mal recherchieren, ob es vielleicht einen kleine Leitfaden mit Bewegungsideen gibt.

      Antworten
  3. Corinna meint

    3. August 2019 um 18:59

    Liebe Pflegende,

    Meine Mutti ist seit 03.2019 in einem Pflegeheim. Sie ist Dement und benötigt eigentlich beim allen Verrichtungen eine Anleitung und Hilfe. Am Anfang war ich 2-4 im Pflegeheim. Dort versuchte ich u.a. auch die Mitarbeiter dort zu unterstützen und meine Mutter zu versorgen. Am Abend Bettfertig machen, Zimmer reinigen und beim Abendbrot zu helfen. OFT beziehe ich auch andere Heimbewohner mit ein. Das Pflegepersonal findet dies gut, und ich habe ein gutes Verhältnis mit dem Personal. Nun meine Frage. Wie bin ich eigentlich versichert, wenn ich die Arbeiten des Personals mache und meine Mutti mir beim Waschen stützt. Wie ist überhaupt meine Absicherung wenn ich bei der Pflege meiner Mutter helfe? Danke Euch für eine Antwort.

    Antworten
    • Peggy Zimmermann meint

      8. September 2019 um 21:58

      meines Erachtens dürften Sie nicht über die Einrichtung versichert sein, dass Sie für die Aufgaben nicht angestellt sind. Ggf. greift Ihre Unfallversicherung oder wenn sie anderen schaden Ihre Haftpflichtversicherung.

      Antworten
      • Corinna meint

        9. September 2019 um 19:46

        Vielen lieben Dank für Ihre Antwort.. Nun, ich bemühe mich jetzt, meine Zuwendung überwiegend meiner Mutti zu schenken. Manchmal spiele ich mit ihr und anderen Bewohnern aus diesen Wohnbereich Gesellschaftspiele und kümmere mich um kleine Anliegen einiger Bewohner. So stärke ich auch den Zusammenhalt auf dem Wohnbereich. Spazieren gehe ich nur noch mit meiner Mutti. So liegt der Fokus auf die Belange meiner Mutti.

        Antworten
        • Peggy Zimmermann meint

          9. September 2019 um 21:01

          Das halte ich für sehr gute Lösung. So können Sie Präsens zeigen und sich einbringen, ohne daß es zu tief in den Zuständigkeitsbereich der Mitarbeiter eingreift. Oft sind es gerade Kleinigkeiten wie ein kurzes Gespräch von dem die anderen Bewohner mit am meisten profitieren.

          Antworten
  4. Corinna meint

    3. August 2019 um 18:59

    Liebe Pflegende,

    Meine Mutti ist seit 03.2019 in einem Pflegeheim. Sie ist Dement und benötigt eigentlich beim allen Verrichtungen eine Anleitung und Hilfe. Am Anfang war ich 2-4 im Pflegeheim. Dort versuchte ich u.a. auch die Mitarbeiter dort zu unterstützen und meine Mutter zu versorgen. Am Abend Bettfertig machen, Zimmer reinigen und beim Abendbrot zu helfen. OFT beziehe ich auch andere Heimbewohner mit ein. Das Pflegepersonal findet dies gut, und ich habe ein gutes Verhältnis mit dem Personal. Nun meine Frage. Wie bin ich eigentlich versichert, wenn ich die Arbeiten des Personals mache und meine Mutti mir beim Waschen stützt. Wie ist überhaupt meine Absicherung wenn ich bei der Pflege meiner Mutter helfe? Danke Euch für eine Antwort.

    Antworten
  5. M. Scheffler meint

    13. Juli 2020 um 9:48

    Interessant, dass sich nur 11 % der Angehörigen im Seniorenheim stark einbringen möchten oder können. Ich kann es auch verstehen, denn oftmals sind die Angehörigen entweder weit entfernt, oder selbst zu stark eingebunden mit Arbeit oder Pflege. Ich finde es sehr schön, meine Frau mitzupflegen. Klar, für Gebäudereinigung usw. sind andere zuständig. Aber Füttern usw. übernehme ich gerne.

    Antworten
  6. Tyler Padleton meint

    10. März 2021 um 9:04

    Vielen Dank für diesen Beitrag über die Unterstützung Angehöriger im Pflegeheim. Meine Eltern kümmern sich zurzeit noch um meine Großmutter, die Pflege benötigt. Ich helfe Ihnen dabei, Informationen über die Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen zu finden. Guter Hinweis, zu versuchen, Verständnis für den Ablauf im Pflegeheim zu entwickeln.

    Antworten
    • Peggy Zimmermann meint

      14. März 2021 um 16:42

      Ich glaube, aus dem fehlenden Verständnis beider Seiten resultieren oft große Probleme. Es betrifft auch oft die Pflegekräfte, die nicht drüber nachdenken, dass i.d.R. vorher der Angehörige die gesamte Pflege und Verantwortung übernahm und die Person daher auch am besten kennt. Diese Verantwortung abzugeben ist nicht leicht und oft auch von Selbstvorwürfen und einer Leere begleitet. Hier gilt es auch als Pflegekraft die Situation verstehen zu können und die Angehörigen mit einzubinden. Dies unterbleibt oft, wobei ich das gar nicht auf Unfähigkeit oder grundsätzlich fehlende Empathie zurückführe, sondern auf die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, die den Pflegekräften tlw. Unmenschliches abverlangen. Das Erste, dass unter Stress leidet, sind die Kommunikation und das Mitgefühl.

      Antworten
  7. Daniel meint

    27. Juni 2022 um 12:13

    Ich glaube, dass die Präsenz der Angehörigen in Pflegeheimen unglaublich wichtig ist. Ich würde mir wünschen, dass künftig mehrere Aktivitäten organisiert werden, die Angehörige und Freunde miteinbeziehen. Gemeinsame Sportkurse und Tanzabende würde beiden sehr guttun.

    Antworten
  8. Araceli meint

    24. Juli 2022 um 22:24

    Vielen Dank, dass Sie diesen Beitrag geteilt haben. Die Lektüre hat mich auf den neuesten Stand zum Unterstützen im Pflegeheim gebracht. Ich denke, dass ich darüber nun genug Informationen gefunden habe.

    Antworten
  9. Felix meint

    11. Januar 2023 um 19:30

    Wie ihr sagt, ist der Einzug ins Pflegeheim auch für uns als Angehörige ein großer Schritt. Meine Oma sagt aber, dass es jetzt langsam Zeit wird. Ihren Wunsch müssen wir berücksichtigen.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schlagwörter

alternative Pflege Betreuungsformen Bürokratie Demenz Ekel Hilfsmittel Inkontinenz Lebensende Leistungen MDK Pflegealltag Pflegeheim Poesie Prävention Recht Tod vorbeugende Maßnahmen Vorsorge Zeit für mich

Themenauswahl

  • Pflegewissenschaft (Studien)
  • Recht
  • Leistungen
  • Betreuungs-/Wohnformen
  • Alternative Pflegemaßnahmen
  • Lebensende
  • das deutsche Gesundheitssystem
  • Zeit für mich
  • Pflege im Alltag
  • Hilfsmittel richtig anwenden

Weitere Informationen

  • Kontakt
  • RSS Feed abonnieren
  • Impressum
  • Datenschutz

Social Media Accounts

  • Facebook
  • Instagram