Ursachen
1. Beckenbodenschwäche
2. Schädigungen des Schließmuskels oder der Analhaut
- z.B. durch einen Dammriss bei der Geburt, Operationsfolgen (z.B. Hämorrhoiden-OP)
3. Nervenschädigungen
- z.B. bei Multiple Sklerose, Diabetes mellitus, Querschnittsverletzungen, Schlaganfall, Demenz
4. Darm-Motilitätsstörungen/Verstopfungen
Eine Dehnung des Enddarms kann zu einer reflexartigen Erschlaffung des Schließmuskels führen, sodass auch flüssige Stuhlanteile ungewollt abgeführt werden
5. Durchfallerkrankungen
z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa
6. Ohne Ursache4
7. Psychische Ursachen
- z.B. Einzug in ein Pflegeheim, Krankenhausaufenthalt
8. Missbrauch von Abführmitteln
Symptome
- Stuhlschmieren (Unterwäsche verschmutzt)
- Toilette wird nicht rechtzeitig erreicht (mit und ohne Stuhldrangwahrnehmung)
- Stuhlkontrolle fällt komplett aus
Begleitsymptome
- Blähungen
- Magenkrämpfe
- Blasenkontrollstörung
- Durchfall
- Verstopfung
Klassifizierung
Um den Schweregrad einer Stuhlinkontinenz zu ermitteln, gibt es verschiedene Skalen bzw. Assessmentinstrumente. Hierzu zählen bspw. CCS-Inkontinenz-Score , Cleveland Clinic Incontinence Score und CACP-Kontinenz-Score.
Eine allgemeine Einteilung lautet:
- Stuhlinkontinenz Stufe 1
Unfähigkeit, Winde zurückzuhalten - Stuhlinkontinenz Stufe 2
Unvermögen, flüssigen Stuhl zurückzuhalten - Stuhlinkontinenz Stufe 3
Unfähigkeit, geformten Stuhl zurückzuhalten5
Diagnostik
1. Anamnese
2. Rektal-digitale Untersuchung
Der Arzt kann durch Ertasten die Funktion des Schließmuskels beurteilen und ersten Ursachen wie Tumoren, Fissuren u.ä. ausschließen.
3. Enddarmspiegelung
Über einen in den Enddarm eingeführten Schlauch (ausgestattet mit einer Lichtquelle) kann der Arzt organische Ursachen erkennen, z.B. Tumore oder Entzündungen.
4. Druckmessung (Manometrie)
Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der Arzt die Funktionalität des Schließmuskels überprüfen.
5. Defäkographie
Mittels eines Kontrastmittels kann der Stuhlentleerungsvorgang radiologisch dargestellt werden.
5.1. Weitere bildgebenden Verfahren
Zum Einsatz kommen das MRT, Ultraschall und/oder die neurophysiologische Diagnostik. Letzteres hilft, muskuläre und neurologische Ursachen auszuschließen.
Therapie
Neben den bereits auf der ersten Seite dargestellten unterstützenden Maßnahmen, kann eine medikamentöse Therapie erfolgen. In Einzelfällen ist auch ein operativer Eingriff möglich.6
Weiterführend empfehle ich Euch den Artikel „Umgang mit Ekel“.
Literatur
1Gensthaler, Brigitte M. (2012): Stuhlinkontinenz. Peinliches Problem mit vielen Ursachen. In: Pharmazeutische Zeitschrift (38).
2Werner, Sylke (2014): Professionelles Management von Inkontinenz. Praxisratgeber zur Förderung der Inkontinenz. neue Ausg. Landsberg am Lech: Mensch und Medien (Fachkompetenz Pflege).
3Bartoszek, Gabriele (2017): Grundlagen und Interventionen. 2. Auflage. München: Elsevier, Urban & Fischer (Pflegen).
4Probst, M. et. al. (2014): Stuhlinkontinenz. Informieren Sie sich. Hg. v. Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V., Frankfurt/Main.
5Nagel, Peter et.al. (2017): Stuhlinkontinenz (anale Inkontinenz). Hg. v. Beate Keck, Wilfred Landry und Michael Mross. Online verfügbar unter http://dasgastroenterologieportal.de/Stuhlinkontinenz_anale_Inkontinenz.html, zuletzt aktualisiert am 01.10.2017, zuletzt geprüft am 06.12.2017.
6Probst, Michael et. al. (2010): Stuhlinkontinenz. In: Ärzteblatt (107), S. 34–35.
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